Verfasser:
Polt-Heinzl, Evelyne
Verfasser Angabe:
Evelyne Polt-Heinzl
Verlag:
Sonderzahl
Erscheinungsort:
Wien
Jahr:
2012
Umfang:
331 S.
ISBN:
978-3-85449-380-8
Inhalt:
Dass Phänomene oft nur wahrgenommen und bearbeitet werden, wenn ein begrifflicher Raster sie fassbar hält, ist ein bekanntes Faktum (literar-)historischer Forschung. Besonders nachhaltig aber wirken sich einmal konstatierte Absenzen bestimmter Strömungen aus, etwa jene der Neuen Sachlichkeit in Österreich. In den Literaturgeschichten über die Zwischenkriegszeit, die gerne mit dem Begriff »Weimarer Republik« operieren, die als historische Epochenbezeichnung auf Österreich aber nicht anwendbar ist, kommt abseits kanonisierte Namen wie Musil, Broch oder Roth österreichische Literatur auch deshalb kaum vor; selbst Kraus ist aus bundesdeutscher Wahrnehmung keine fixe Größe. Das obligate Kapitel zur Neuen Sachlichkeit kreist wie die Spezialliteratur zum Thema seit Jahrzehnten um einen schmalen Textkorpus, der kaum österreichische Namen enthält. Doch diese Leerstelle hat eher mit dem Fortschreiben von Forschungstraditionen zu tun als mit dem Fehlen österreichischer Beispielfälle.
Das vorliegende Buch unternimmt anhand von etwa 200 bekannten und auch vergessenen Werken eine Art Neuvermessung von Fragestellungen und Verfahrensweisen in der österreichischen Literatur der Zeit. Entlang von drei thematischen Achsen (»Sachwerte, Kursstürze, Projektionsfiguren«, »Der Erste Weltkrieg und die Töchter«, »Großstadtleben und Medienwelten«) ergeben sich neue Einblicke in die Umbrüche und Modernisierungsprozesse der Epoche ebenso wie in Alltagsrealitäten und weniger sichtbaren Veränderungen im Schatten der Historie.