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Eine Krimiautorin sitzt im Zug auf dem Weg nach Berlin. Sie teilt ihr Abteil u.a. mit einem Mann, der sie sofort fasziniert. Anfangs ist er sehr reserviert - lediglich kurze Blicke werden ausgetauscht. Als die beiden schließlich allein im Abteil sind, gelingt es ihr, den Mann nach und nach in ein Gespräch zu verwickeln. Sie versucht, seinen Beruf anhand seiner äußeren Merkmale zu erraten ¿ aber irgendwie kann sie ihn nicht einordnen. Mit ernstem Gesicht behauptet der Mann schließlich, Menschenfresser zu sein. Diese Vorstellung irritiert die Frau ¿ einerseits ist sie entschlossen, die makabre Situation mit Humor zu nehmen und den vermeintlichen ¿Menschenfresser¿ als harmlosen Spinner zu entlarven, andererseits ist ihre Phantasie als Schriftstellerin sofort angeregt.
Noch im Zug beginnt sie, einen neuen Roman zu konzipieren. Hauptfigur ist die Kriminalkommissarin Rosa Roth, - ebenfalls per Zug - unterwegs zu einem kleinen Dorf, um das Verschwinden von mehreren Bewohnern und schließlich einen Mord aufzuklären. Dabei lernt sie einen Mann kennen, der genauso aussieht und sich genauso benimmt wie der Mann im Zug. Er gibt sich ebenfalls als Menschenfresser aus. Die Rosa im Roman fühlt sich bedroht.
Je länger die Reise im Zug durch die inzwischen hereingebrochene Nacht dauert, desto mehr schwindet das Selbstvertrauen der Krimiautorin. Die anfängliche Koketterie mit dem delikaten Thema verwandelt sich zunehmend in Misstrauen und Unsicherheit. Der Mann gegenüber, der immer ungenierter und genüsslicher seine Neigung darlegt, versetzt die Autorin in Angst. Sie ist nach wie vor fasziniert von ihm, jedoch weiß sie nicht mehr, was sie wirklich glauben soll. Als sie beim Gang durch den Zug auf ein junges Mädchen trifft, das ihr von einem Mann erzählt, der ihr Komplimente über ihren süßen Hintern gemacht hat, ist die Frau mehr als beunruhigt. Die Kriminalautorin beschließt, nicht in ihr Abteil zurückzukehren, sondern sucht den Speisewagen auf. Der vermeintliche Menschenfresser ist ebenfalls da und behauptet, den dicken Mann aus ihrem Abteil verspeist zu haben. Dort, so erzählt er ihr, befindet sich auch sein Koffer mit dem Werkzeug, das er benötigt, um seiner Neigung nachzugehen. Ihren Roman im Hinterkopf gelingt es der Autorin immer wieder, ihre aufsteigende Angst zu unterdrücken. Sie will mehr wissen ¿ wie tötet er? Wen tötet er? Und welche Körperteile isst er am liebsten? Sie hört auch dann nicht auf ihn zu befragen, als er ihr androht, sich in der Nacht, wenn sie schläft, über sie herzumachen. Die Autorin flüchtet sich immer mehr in die Fiktion ihres Romans und identifiziert sich nun vollkommen mit ihrer selbst entworfenen Hauptfigur Rosa. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion beginnen sich aufzulösen. Am Ende hat die Phantasie die Realität eingeholt ¿ mit schrecklichen Folgen.