Es kommt der Moment im Leben eines Musikers, da er sich nach einem Orchester sehnt. Denn dieser vielschichtig filigrane und doch pathetische Klangkörper mit seinen fein nuancierbaren Klangfarben ist, allen synthetischen Substituten zum Trotz, eine Herausforderung, die Grenzen der Aus- druckskraft zu durchbrechen. Gianluigi Trovesi erfüllte sich diesen orchestralen Traum im vergangenen Jahr und versammelte in Nembro, Bergamo, ein symphonisches Ensemble mit Jazzanteil unter der Leitung von Bruno Tommaso. Der Schwiegersohn an der ersten Geige, die Tochter an der zweiten, schwelgt der 55jährige italienische Klarinettist und Komponist auf "Around Small Fairy Tales" im Stilgemenge zwischen Postbop, Soundtrack, Quasi-Folklore und tändelt mit der Welt der Scheinklassik, wie sie seit Modern Jazz Quartet und Gunther Schuller zum Ausdrucksinventar der Experimentatoren gehört. Das kippt zuweilen ein wenig in Süßlichkeit à la Eddie Daniels, findet aber doch über lange Passagen die Mitte zwischen Ernst und Sentiment. Viel Atmosphäre, Intellekt und Harmonie.