Schon "Starfish & The Moon" von 1997 ließ eine weichere Gangart erkennen -- geschmackvoll setzte Kompositionstalent Bill Evans raffinierte, Melodie-betonte Arrangements zu einem lyrischen Poesiealbum zusammen. Die letzte CD Touch des Saxofonisten schoss jedoch mit ausdrucksarmem Weichspülgefasel übers Ziel hinaus: Evans drohte ins Smooth-Gelände abzudriften.

 

Jetzt schlägt der wandlungsfähige Jazz-Rock-Spezialist ein anderes Kapitel auf: Soul Insider steht für eine Hommage an Eddie Harris & Co. sowie Evans' persönliches Verständnis von Soul-Jazz. Man muss diese CD laut hören, um etwas zu spüren. Das ambitionierte Konzept des Amerikaners ist auf Groove ausgelegt und erschließt sich erst ab einem gebührlichen Pegel. Bei Zimmerlautstärke zerfallen die differenzierten, in coolen Laid-Backtempi gespielten Funk- und Shufflerhythmen erstaunlicherweise zu anspruchsvollem Hintergrundgeplänkel.

 

Bill Evans will es zwar nicht so recht gelingen, seiner Arbeit wieder die thematische Essenz zu verleihen, die man von älteren Aufnahmen kennt, aber mit Steve Jordan am Schlagzeug und James Genus sowie Tim Lefebre am Bass ist zumindest der Groove wieder gesichert. Genau genommen handelt es sich um Party-Musik -- Evans jedenfalls will seine bodenständigen Soul-Variationen im Kontext von Powermen James Brown und Maceo Parker verstanden wissen. Gekonnt bewegt sich das satt geerdete Kraftgebräu zwischen aufgepeppter Tradition und vorsichtiger Evans-Moderne. Da gibt es schon die eine oder andere schöne Song-Idee, und neben Evans ausgiebigen Improvisationen hört man dezent gesetzte und umso wirkungsvollere Soloeinlagen der Gitarristen John Scofield und Dean Brown oder charmante Zaubereien von Organist Ricky Peterson. Für vokale Akzente wurde Soulprofi Les McCann angeheuert, und damit schließt sich der Kreis um Bill Evans rundum gelungenes Themenalbum.