Der Styria-Verlag hatte sich die Biographie eines Mannes gewünscht, der österreichische Zeitgeschichte schrieb: Fritz Molden, Widerstandskämpfer, Mitarbeiter im diplomatischen Dienst in New York, Verlagsdirektor der «Presse», Gründer von Zeitungen und Magazinen. Was eine Biographie hätte werden sollen, ist zur «Romanbiographie» geraten, und ihr Autor Christoph Braendle warnt nun im Nachwort «ausdrücklich davor, die in diesem Buch genannten Ereignisse unkritisch und ohne Überprüfung als Tatsachen zu werten». Damit aber hat der Leser den schwarzen Peter. Soll er, eine Biographie in Händen, sich als recherchierender Zeitgeschichtler betätigen? Oder hat er es mit einem Roman zu tun, in dem es um eine Welt geht, die allein im Roman gilt? Im Unterschied zum Roman bleibt eine Biographie dem journalistischen Ethos verpflichtet, nach dem die Fakten stimmen müssen. Christoph Braendle hat sich im ersten Kapitel selbst zur Romanfigur gemacht und verfolgt seinen Helden wie eine fiktive Gestalt. Ungeachtet dessen aber stellt er Fragen nach der Moral und dem rechten Tun, deren Antworten allein im Leben des porträtierten Mannes zu suchen sind. So schlingert sein Protagonist Fritz Molden, geboren 1924 als Sohn eines Journalisten und einer Dichterin, unter dem selbstbewussten Ton eines fraglos begabten Autors. Ein Roman hätte diesen problematischen Helden als Prototypen sicherer fassen können; eine sorgfältige Biographie als ein historisches Individuum auch.