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Wo ließe sich besser an einem Drehbuch schreiben, als auf Fårö, der ¿Bergman-Insel¿, die dem weltberühmten Regisseur Ingmar Bergman (1917-2007) einst als Refugium diente?
So könnte man meinen ¿ zumindest tun das die Autoren Tony (Tim Roth) und Chris (Vicky Krieps). Das Filmemacher-Paar will auf der sonnendurchfluteten, von der Ostsee umspülten Insel nicht nur den Sommer verbringen, sondern, inspiriert von der schwedischen Regielegende, seine neuen Drehbücher verfassen. Schließlich schuf Bergman hier Meisterwerke wie ¿Persona¿ oder ¿Wie in einem Spiegel¿! Und so quartiert sich das Paar in jenem luftig-hellen Landhaus ein, in dessen Schlafzimmer ¿Szenen einer Ehe¿ entstand.
Während Tony, ein gefeierter Regisseur, schnell mit der Arbeit vorankommt, hadert seine 25 Jahre jüngere Lebensgefährtin mit einer Schreibblockade. Die Zweifel an sich und ihrer Geschichte belasten die Beziehung. Chris flüchtet sich in ihr Drehbuch, das um eine junge Frau namens Amy (Mia Wasikowska) und deren Wiederbegegnung mit ihrer ersten großen Liebe Gestalt annimmt - und im Film selbst zum Film wird. Langsam beginnen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verschwimmen...
Mia Hansen-Løve (¿Eden¿) zieht in ihren siebten Spielfiilm nicht nur mehrere Erzählebenen ein. Auch die eigene Realität spiegelt sich in ihrem Film, der sich perfekt in ein Werk einfügt, das Hansen-Løve selbst einmal einmal als semi-autobiografisch beschrieb. Seit 2001 lebt die Regisseurin mit dem 26 Jahre älteren französischen Filmemacher Olivier Assayas (¿Personal Shopper¿) zusammen. 2015 reiste sie zudem mehrmals nach Fårö. Nicht nur Tony und Chris, auch dieser Film begibt sich also auf Bergmans Spuren und wird zum klugen Vexierspiel voller Querverweise - und zur Hommage an den großen Ingmar Bergman.
¿Dank dem wunderbaren Spiel von Vicky Krieps, die hier abermals ihre Weltklasse beweist, entsteht aus Chris' Zweifeln an ihren künstlerischen Fähigkeiten wie auch an der Beziehung eine innere Spannung, die sich dann unvermittelt in eine Film-im-Film-Handlung verlagert. (...) Auch in dieser Sekundärhandlung lotet Mia Hansen-Løve alltägliche Abgründe von Leidenschaft, Trauer und den vielen unbenennbaren Gefühlszuständen dazwischen aus. Und doch bewahrt die Inszenierung auch in sehr emotionalen Gefilden eine bemerkenswerte Leichtigkeit, etwa wenn Wasikowska auf der Hochzeitsfeier spät in der Nacht zu ABBAs »The Winner Takes It All« zu tanzen beginnt.
Immer wieder sorgt auch der augenzwinkernde Humor dafür, dass dieses Spiel von Realitäts- und Reflexionsebenen zwischen biografischen Bezügen, realem Ort mit legendärem Erbe und doppelt verschachtelter Fiktion nie prätentiös wirkt. (...) Was leicht zu einem überkonstruierten Vexierspiel hätte werden können, wird in Mia Hansen-Løves sehr geerdeter Erzählweise zu einer wunderbar eleganten, subtilen Studie über das Verhältnis von Leben und Kunst.¿ (Patrick Seyboth, auf www.epd-film.de)