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Bahnwärter Thiel ist ein frommer und gewissenhafter Mann, der seit zehn Jahren zuverlässig seinen Dienst erfüllt. Ein Jahr nach dem Tod seiner geliebten Frau Minna heiratet er aus Vernunftgründen eine stämmige Magd namens Lene. Zusammen bekommen sie ein zweites Kind, dessentwegen Thiels erster Sohn Tobias von Lene vernachlässigt wird. Thiel, den eine tiefe Verehrung an seine verstorbene Frau Minna bindet, wird mehr und mehr von seiner zweiten Frau, die das neue Oberhaupt der Familie ist, abhängig. Ihre Misshandlungen an Tobias werden zwar von Thiel entdeckt, wegen seiner Abhängigkeit von Lene allerdings unternimmt er nichts, um seinen Sohn zu schützen. Dennoch: Der fürsorgliche Vater verbringt viel Zeit mit Tobias und kümmert sich liebevoll um ihn. Die Situation macht aus Thiel einen verstörten Mann, der sich immer häufiger in Visionen von seiner verstorbenen Frau flüchtet. Diese entstehen durch die Gewissensbisse, die er bekommt, weil er trotz seines Versprechens, welches er seiner verblichenen Frau gab, zulässt, dass Lene Tobias misshandelt. In seinem einsamen Wärterhäuschen an der Bahnstrecke Berlin-Frankfurt (Oder) im Wald verliert er sich zunehmend in nächtliche Anbetungen seiner Minna, was allmählich krankhafte Züge annimmt. In einer dieser Visionen erscheint ihm ein Bild seiner toten Frau, die sich über den Bahndamm wandelnd von ihm abwendet und etwas in Tücher Gewickeltes davonträgt. Seine Seele ist voller Scham über die erniedrigende Duldung seines jetzigen Lebens. Nach Dienstende kann er es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, und scheinbar sind die quälenden Bilder beim Anblick seines rotwangigen Sohnes wieder verschwunden. Beim Bahnwärterhäuschen wird Thiel ein Stück Acker überlassen, welches Lene beim nächsten Tagdienst Thiels umzugraben und mit Kartoffeln zu besetzen beschließt. Das Eindringen seiner neuen Frau in den beruflichen Bereich ist ihm nicht recht. Sein fehlender Widerstand führt schließlich zur Umsetzung von Lenes Willen. Zusammen zieht die Familie los. Zunächst tritt Thiel einen Spaziergang mit seinem Sohn an, obwohl Lene dagegen ist, da jemand auf das zweite Kind aufzupassen hat. Tobias kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und ist verblüfft über die Arbeit seines Vaters. In ihm erwachen Träume, später Bahnmeister zu werden. Am Nachmittag tritt Thiel seinen Dienst an, während Lene die Kartoffeln setzt. Auf seine Warnung, Tobias zu beaufsichtigen, reagiert sie mit einem Schulterzucken. Ein Schnellzug ist gemeldet, braust heran, gibt aber plötzlich Notsignale und bremst. Thiel ist bestürzt und rennt zur Unglücksstelle. Tobias wurde vom Zug erfasst. Zwar noch atmend, aber mit gebrochenen Gliedern wird der Junge auf eine Trage gelegt und zur nächsten Station gebracht. Wie betäubt geht Thiel zurück an seine Arbeit, er hat wieder Visionen, stolpert die Gleise entlang und redet mit seiner unsichtbaren Frau, verspricht ihr, sich zu rächen. Schreiend meldet sich der zurückgebliebene Säugling. Thiel beginnt ihn in rasender Wut zu würgen, aber die Signalglocke reißt ihn aus seinem Wahnsinn. Ein Zug, der Arbeiter transportiert, bringt den toten Tobias zurück, dahinter folgt die völlig verheulte Lene. Thiel bricht bewusstlos zusammen, wird von zwei Arbeitern nach Hause getragen und in sein Bett gelegt. Lene sorgt sich aufopferungsvoll um ihren Gatten. Beunruhigt, aber erschöpft, schläft auch sie ein. Einige Stunden später bringen die Arbeiter auch Tobias' Leichnam von der Unfallstelle nach Hause. Sie entdecken die Frau erschlagen und den Säugling mit durchschnittener Kehle. Thiel wird später an der Stelle auf den Gleisen sitzend gefunden, wo sein Sohn überfahren wurde. Nach vergeblichem Zureden gelingt es erst mehreren Männern, Thiel, der die ganze Zeit über die Mütze seines verstorbenen Sohnes streichelt, gewaltsam von den Gleisen zu entfernen. Er wird zunächst in ein Untersuchungsgefängnis nach Berlin und noch am gleichen Tag schließlich in die Irrenabteilung der Charité eingeliefert.