Dieses Rezital voll ausdrucksstarker, tiefgründiger und oftmals sehr stiller Musik gewährt Einblick in das Liedschaffen Benjamin Brittens. In Deutschland ist das Repertoire eher unterrepräsentiert, weswegen die vorliegende CD für so manchen Lied-Interessierten Überraschendes enthalten dürfte: Brittens fünf Canticles, komponiert zwischen 1947 und 1974, sind kantatenartige Gesänge religiösen Inhalts, denen Texte verschiedener Dichter zu Grunde liegen und deren Entstehung verschiedene Anlässe hatte.

Brittens musikalische Sprache fasziniert durch ihre Punktgenauigkeit hinsichtlich der differenzierten Umsetzung des Textinhaltes, wobei die Beschränkung der äußeren Mittel nicht simplifizierend, sondern im Gegenteil verdichtend und intensivierend wirkt. Dieser Aspekt bestimmt auch seine Volksliedbearbeitungen, von denen einige das Programm dieser CD ergänzen.

Britten komponierte seine Tenorpartien gewöhnlich für seinen Lebensgefährten Peter Pears. Ian Bostridge ist mit seinem sehr britischen, der Stimme von Pears nicht unähnlichen Timbre als Interpret solcher Stücke sehr gut gewählt, wie auch vorausgehende CD-Produktionen schon gezeigt haben. Er besitzt die nötige Sensibilität und eindringliche Gestaltungskraft, um auch die kürzeste und einfachste Phrase noch zu einem Erlebnis zu machen. Julius Drake steht ihm als erfahrener und stilsicherer Begleiter kongenial zur Seite; David Daniels und Christopher Maltman bereichern das sängerische Spektrum dieser CD auf Gewinn bringende Weise.