Hetzjagden, ungemein lyrische Momente und bisweilen auch dissonante Passagen prägen ¿Road Movies¿, eine erste Kooperation zwischen dem Frankfurter Saxofonisten Christof Lauer und dem schon seit längerer Zeit in Paris arbeitenden amerikanischen Pianisten Eric Watson. Oft pressen, stoßen und reißen Lauer und Watson kurze Klangfetzen aus ihren Instrumenten, wobei sich im Saxofonklang stellenweise die unkonventionellen Sounds des Free Jazz spiegeln, während die Rhythm Section nervös pulsiert. Eine rundum schlüssige Synthese aus Ensemble-Improvisationen mit rhythmischen Finessen und verinnerlichtem Formempfinden, bei der auch im Balladenspiel nichts romantisch eingedickt wirkt. Die Musik bleibt vielmehr dem klaren Diskurs verpflichtet, wie auch gelegentliche Anklänge an das Coltrane-Quartett der frühen 60er Jahre gewiss keine Zufälligkeit sind. Um die Parallelen zu vervollständigen, sollte unbedingt die rhythmische Interaktion hervorgehoben werden.

Die Weiträumigkeit des Schlagzeugspiels von Christophe Marguet und die phantastische Bassbogenarbeit von Claude Tchamitchian gereicht dem historischen Vorbild von Elvin Jones und Jimmy Garrison allemal zur Ehre. Dafür aber, dass bei dem abenteuerlichen Mix aus besinnlichem Spiel und modalem Parforceritt nicht einfach eine exotische Stilmischung herauskommt, sondern sich eine neue Stofflichkeit entwickeln kann, ist das großartige Klavierspiel von Co-Leader Eric Watson verantwortlich. Es erinnert klar an McCoy Tyner, doch statt dessen Eigensinnlichkeiten zu zelebrieren, agiert und reagiert es mit der wachen und offenen Intelligenz des frühen Herbie Hancock.