SACD (Super Audio CD)

Wohnen wir hier der Geburt einer neuen Supergroup bei? Wenn man nicht wüsste, dass Drummer Jack DeJohnette im Trio von Keith Jarrett gebunden zu sein scheint und Bassist Dave Holland wohl kaum seine erfolgreiche Freelancing-Tätigkeit aufgibt, man würde es sich wünschen, dass dieses Gipfeltreffen dreier Spitzenmusiker die Dauer einer Platteneinspielung überstünde. Jedenfalls hat die Pianistin Geri Allen mit der Wahl ihrer Begleiter (falls man sie in dem Zusammenhang überhaupt so nennen sollte) eine glückliche Hand bewiesen.

Das superbe Spiel von Geri Allen eröffnet eine ganz eigene Hörwelt voll von düster wilden Klängen und schlaflos schöner Melodik. Oft hat man den Eindruck, als spiele Allen in verschiedenen Tempi gleichzeitig. Die virtuose Fingerfertigkeit dazu besitzt sie allemal und auch die Souveränität, ein oft gespieltes Stück wie Billy Strayhorns "Lush Life" plötzlich in einer warmen Blues-Stimmung ausklingen zu lassen. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Geri Allens Musik befindet sich auf einem derart hohen Abstraktionsniveau, dass selbst eine Komposition wie Bud Powells "Dance Of The Infidels", diese auch nicht eben leichte Kost, fast wie ein lieb gewonnener Standard erscheint. Mal Waldrons "Soul Eyes" andererseits gerät unter Allens Händen zu einem furiosen Changieren zwischen Tradition und Moderne, mit vertrackten Rhythmen und in effektvollen Dissonanzen. Was auch immer die Gründe dafür sein mögen, warum Geri Allen erst nach sechs Jahren wieder eine Platte unter eigenem Namen herausbringt - das Warten hat sich gelohnt. Beruhigend zu wissen, dass auch außerhalb des ECM-Dunstkreises hervorragende Klaviertrioplatten entstehen.