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Nicky Larson ist ein wandelndes Klischee: Den lieben langen Tag hat der selbstverliebte Privatdetektiv nur Frauen im Kopf ¿ und in den Augen, ob beim Sport, beim Duschen, per Zielfernrohr seines Sniper-Gewehrs oder einfach nur als Unterwäsche-sammelnder ¿Spanner¿ im Park. Erfolg hat er mit seiner Masche nicht. Mitbewohnerin Laura, die Schwester von Nickys ermordetem Ex-Partner, ist dafür umso genervter. Da sorgt ein delikater Auftrag für weitere sexuell-amouröse Verwicklungen: Ein Verbrecher-Syndikat ist auf der Jagd nach einer neuartigen Liebestinktur namens ¿Amors Parfüm¿, die das einatmende Gegenüber binnen Sekunden verliebt (und gefügig) macht. Dumm nur, dass der Koffer mit dem brisanten Inhalt bei der Übergabe mit dem Aktenkoffer eines Zivilisten vertauscht wurde ¿ und dieser nun auf dem Weg zu seinem angehimmelten Dessous-Modell Jessica Fox (Pamela Anderson) nach Monaco ist.
Die japanische Manga-Bestsellerreihe von Tsukasa Hojo etablierte 1985 die Kunstfigur ¿Nicky Larson¿: Einen übergriffigen ¿Weiberhelden¿ mit Hang zur sabbernden Gesichtsentgleisung, der für seine offensichtlichen Schwächen dank seiner schlagkräftigen Kollegin Laura immer wieder sein Fett wegbekommt. Nicky Larson ist ein ¿Nympho¿, ein Sexbesessener, manchmal sogar ein Stalker ¿ und wird mit seinem Fehlverhalten durchaus gebrandmarkt und ins Lächerliche gezogen.
Es ist Regisseur, Hauptdarsteller und Co-Autor Philippe Lacheau und seiner Lebensgefährtin Élodie Fontan (in der Rolle der Laura) deutlich anzumerken, dass ihnen die Adaption des Mangas eine Herzensangelegenheit war. Hierzulande ist Lacheau nicht allzu bekannt, in seiner Heimat Frankreich waren seine Filme als Mischung aus Action und derb-albernem Humor Kassenschlager. Mit seinen eingespielten Weggefährten, der Comedy-Truppe La Bande à Fifi, lässt sich wieder allerhand Humor erwarten, der wortwörtlich ¿unter die Gürtellinie geht¿, sich dabei aber mit Mut zur Hässlichkeit an die Überzeichnungen des Originals hält.
¿Nicky Larson ist ein Archetyp aus den 1980er-Jahren, der dieser Vorstellung von einem dominanten, männlichen Mann, der nach heterosexuellem Sex giert, vollkommen entspricht, und die Tatsache, dass er sich unsterblich in einen anderen Mann verliebt, stellt dieses Denksystem völlig in Frage: Ist es schlimm, sich in diese Figur zu verlieben? Ja, weil es keine Zustimmung gibt, und nicht, weil es sich um eine homosexuelle Liebe handelt. Der Film ist ein überzogenes Werk, und die Gags, die es um diese Bromance herum regnet, sind gerade dazu da, um das Bild zu vergrößern, um eine sehr heterosexualisierte Sicht der Homosexualität zu parodieren: Was Nicky sich vorstellt, sind Klischees, denn er ist selbst eines: Er weigert sich, Laura offen seine Liebe zu gestehen, dieser Frau, die er nicht lieben kann, vielleicht gerade weil sie für seinen Geschmack zu burschikos ist, eine Präferenz, die von seiner Gefangenschaft in diesem berühmten Mythos der Männlichkeit diktiert wird, der ihm Archetypen und völlig ausgetretene Pfade aufzwingt.
Als generationsübergreifender Liebesschrei an den Club Dorothée, umhüllt von einer Lawine von Anspielungen auf das Werk von Tsukasa Hojo (Papier- oder Leinwandversion), als Kriminalkomödie und Buddy-Movie, in dem die beiden Protagonisten ausnahmsweise nicht nur Männer sind, kann Nicky Larson einige Fragen aufwerfen, die auf den ersten Blick zweifelhaft erscheinen. Doch hinter der reinen Unterhaltung verbirgt sich eine weitaus tiefgründigere Reflexion über die Codes, die die Beziehungen zwischen den Geschlechtern und das Liebesleben bestimmen, als es zunächst den Anschein hat.¿ (Guillaume Labrude, in: theconversation.com)