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Anlässlich seines 60. Geburtstages überboten sich viele Medien in Huldigungen gegenüber dem Singer/Songwriter. Mit "Love and Theft" zeigt Bob Dylan jedoch, dass er es gar nicht nötig hat, nur vom reichen Ruhm der Vergangenheit zu zehren. Auch heute noch ist er in der Lage, großartige Songs wie "Honest With Me" zu komponieren und gestalten: einen Bluesrock im Off-Beat, bei dem Dylan fast wie ein zorniger "angry young men" knödelt, wäre da nicht dieser abgeklärte Weltschmerz in seiner schartigen Stimme; oder "Summer Days", eine treibende, etwas ruppige R & B-Nummer. Mindestens ebenso unter die Haut geht der "Lonesome Day Blues", ein kraftvoller Bluesrock, bei dem Dylans Band Stoff gibt und sich der Meister die Seele aus dem Leib schnarrt.
Bei den "Balladen" dagegen hüllt sich der einsame Wolf musikalisch in den Schafspelz. "Poor Boy" klingt zugleich weise wie sentimental, mit einem Dylan, der hörbar bemüht ist, "schön" zu singen; das nostalgische "Moonlight" hätte gar einen Platz in einem heiter-melancholischen Woody-Allen-Film verdient. Und auch "Sugar Baby" zeigt einen Dylan in Hochform, weise, abgeklärt, doch innerlich glühend. Kollege Neil Young sollte da vor Neid erblassen, hat er doch seit über einem Jahrzehnt nichts Vergleichbares mehr zustande gebracht.
In seiner 40-jährigen Karriere vermochte sich Bob Dylan stets allen Erwartungshaltungen zu entziehen. Mit "Love And Left" ist ihm das mit einem Werk gelungen, das im Vergleich zum letzten, mit Grammys überhäuften "Time Out Of Mind" optimistischer klingt, ohne auch nur einen Hauch an Authentizät einzubüßen. Der während der 80er Jahre von vielen schon abgeschriebene Künstler setzt seinen Höhenflug fort.