Warum sind an der Loggia des Dogenpalastes zwei Säulen blutrot eingefärbt? Warum würde kein Venezianer freiwillig zwischen der Markus und der Theodorus-Säule hindurchgehen? Wer weiß schon, dass die Richter der Adelsrepublik gewählte Patrizier ganz ohne juristische Ausbildung waren? Und dass im Fall einer Straftat kein Unterschied gemacht wurde zwischen Adel und Volk, ja dass sogar die Dogaressa auf die Anklagebank kommen konnte? Kein Wunder auch, dass diese verwinkeltste aller Städte auch in der Literatur zu einem beliebten Schauplatz wurde, ob bei Donna Leon, Patricia Highsmith oder Fruttero & Lucentini: Nur zu gut lassen sich im Schutz dieses Labyrinths Listen ersinnen und Schandtaten verbergen. Palazzi und Kirchen, Straßen und Brücken, viele von ihnen erzählen direkt oder indirekt von juristischen Entscheidungen, hoheitlichen Anordnungen oder ungesühnten Verbrechen. Auf deren zahlreiche Spuren führt uns dieses kleine Vademecum für Juristen und Rechtsinteressierte: ein nicht ganz alltäglicher Reiseführer durch einer der zauberhaftesten Städte der Welt.