Sein Anschlag und sein Ton sind schlichtweg hinreißend. Seine Phrasierung ist erstaunlich wandelbar: Vassilis Tsabropoulos ist die große Ausnahme auf dem pikanten Crossoverspielfeld von Klassik, Jazz und improvisierter Musik. Schon mit seinem ersten Album "Achirana" sorgte der Grieche für Atemlosigkeit: Im Trio mit Arild Andersen und John Marshall entwarf er unerhörte improvisierte Bilder voller Tiefe und Schönheit. Der renommierte Konzertpianist, der meistens mit Chopin, Beethoven und Rachmaninoff brilliert, kann all das hinter sich lassen ohne seine Herkunft zu verleugnen. Damit gelingt ihm etwas Großartiges: Er spielt Jazz wie kein anderer; unantastbar in Authentizität und Stilsicherheit überzeugt er selbst die ärgsten Zweifler im Jazzlager. Tsabropoulos nimmt die Anmut der "ernsten Musik" und das untrügliche Gespür für Lyrik mit in seine neue Welt und haucht ihnen zusammen mit einem sagenhaften Gefühl für Motiv und Melodie etwas Einzigartiges ein.

Sein neues Album lehnt sich etwas mehr an die klassische Spielweise an: Akroasis ist eine Hommage an byzantinische Hymnen, das Herz griechischer, religiöser Musik, die noch heute in Griechenland lebt und gedeiht. Tsabropoulos wollte die lang gehegten, stimmungsreichen Kompositionen auf einem anderen Level präsentieren, sie mit frischem Licht durchfluten ohne ihren Charakter zu verletzen. Er wählte einen zurückhaltenden, scheinbar schlichten Stil zwischen duftiger Improvisation und überwiegend klassisch-romantischer Harmonik und konnte so die sakrale Stimmung erhalten. Die Musik schwebt, zeitlos und modern, die weit angelegten Melodien fließen zart und prachtvoll schillernd zugleich. Wer die byzantinischen Hymnen nicht kannte, der liebt sie jetzt.