Wenn der immer wieder beeindruckende Teodoro Anzellotti spielt, dann vergisst man, dass hier nur der Klang eines einzigen Akkordeons zu hören ist. Seine Platte mit Werken von Satie hat uns einen nachdenklichen und herzerfrischenden Zugang zu den beliebtesten Stücken dieses französischen Komponisten geliefert; seine Aufnahme mit Werken von Mauricio Kagel war voller Überraschungen und anspruchsvoll, blieb aber immer musikalisch; diese Aufnahmen präsentieren Sätze aus Domenico Scarlattis Sonaten und enthüllen einen weiteren Aspekt in der breiten Palette von Fähigkeiten dieses Interpreten.

 

Anzellottis virtuose Technik vermeidet alle typischen Klischee-Vorstellungen, die man beim Akkordeon erwartet. Vorbei sind die schmachtenden, langatmigen Noten, die Erinnerungen an die Rhythmen von Polkas oder jeder Anflug von Gefühsduselei. Hier klingt das Akkordeon eher wie ein Instrument mit der Bandbreite von Möglichkeiten einer großen Orgel, und Anzellottis schnelle Läufe verwischen die Grenzen zwischen moderner 'Volkstümlichkeit' und hoch entwickelter barocker Musikkunst. Kurze Begleittexte beschreiben den Einfluss der Zigeunermusik auf die Werke von Scarlatti, und man kann dies tatsächlich ganz leicht heraushören. Auf dem Akkordeon wirkt der lange Andante-Satz von K. 206 wie ein Stück, das problemlos in ein Programm von Bach oder Piazzolla passen würde. Die kürzeren Stücke sind genau so eindrucksvoll.

 

Sehr zu empfehlen allen Klassik- und Akkordeon-Fans (die Kombination soll es ja geben), allen Liebhabern der Barockmusik und allen, die sich gern einmal auf ein Hör-Abenteuer einlassen. Wie bei allen Winter & Winter Platten ist auch die Verpackung bemerkenswert.