Mit dem fröhlich-konstruktiven "Ramadama" der Bayern hat der österreichische Saxofonist Max Nagl nichts am Hut. Vielmehr steht "Ramasuri" für ein großes Durcheinander und ungeheuren Trubel. Und ganz geheuer muss einem der Jazz hier auch nicht sein. Es ist ein Jazz, der die Geister der Vergangenheit nicht los wird, ein Jazz, der seine Grooves im Tango und in der Zigeunermusik sucht. Anders als viele der modischen Balkankombipacks ist er stillos und billig. Max Nagl und sein Ensemble entdecken die Billigkeit als Tugend wieder. Aus materiellen Beschränkungen, gegen die eingefahrenen Wege der etablierten Kultur große Kunst zu schaffen, das war schon immer ein Ideal des Jazz. Es bedeutete auch, die klassischen Wege instrumentaler Virtuosität zu verlassen und aus Fehlern neue, wilde Klänge zu bauen.

Ein heilloses Durcheinander also, in dem ein fröhlich publikumswirksamer Tanzschlag abbricht und geräuschiger Klangimprovisation Platz macht. Dabei geht hier nichts gegen das Publikum, denn billiger Jazz braucht Hörer, weil er keine Sponsoren hat. Er sucht ein Publikum, ohne die Musik an den Hype zu verraten. So gibt es hier Tango und Zigeunermusik nicht, weil es gerade ¿in¿ ist, sondern weil es der Tradition der Musiker entspricht, denen der Balkan genauso nah ist wie Albert Ayler.

Aber auch der Umkehrschluss gilt, und das macht die Musik Max Nagls so außergewöhnlich. Im "Ramasuri" ordnet sich die Volksmusik-Tradition aus dem Geist der Moderne des Jazz, wird der Balkan von Albert Ayler und Archie Shepp bestiegen. Das ist kreativ wie der beste billige Jazz der Vergangenheit, und es ist gegenwärtig wie die gepushten Produkte der Medienmaschinerie.