Würden wir Mathias Rüegg Europa anvertrauen, müssten wir uns um die politische Zukunft vermutlich keine Gedanken machen. Der Chef des Vienna Art Orchestra braucht nur 77 Minuten, um zu demonstrieren, wie Einheit geht. "A European Suite" hat der genialische Tonsetzer diesen Live-Mitschnitt überschrieben und damit 15 Euro-Metropolen und ihren Eigenheiten ein kreatives Ton-Denkmal gesetzt. Ohne Pause und ohne Längen bewegt sich das opulent und wie immer international besetzte VAO durch die Städte, mal mit praller Klangfarbe ausgestattet, mal von lyrisch-impressionistischem Geist beseelt. Rüegg und sein 23-köpfiges Orchester überzeugen mit sattem, vertracktem Ensemble-Klang, der Rock, Funk, Swing und Bebop verinnerlicht hat und Platz für virtuose Soli bietet. Wer Rüegg kennt, weiß, dass diese grandiose Europa-Tour nicht ohne Ironie und Augenzwinkern abgeht. Vor allem, wenn die eigenen Wurzeln gefragt sind: Ihrer Heimatstadt Wien setzt die Kapelle mit "When Vienna Doesn't Waltz" ein humoriges Denkmal, das die Walzerseligkeit in einen breaklastigen Blues packt, der von Bumi Fian mit growlenden Trompeten-Fanfaren zu Grabe getragen wird. Balsam für jede Eurokratie-geschädigte Seele.