Aus Anlass von 20 Jahren gemeinsamen öffentlichen Musizierens haben die österreichischen (Jazz-)Musiker Wolfgang und Christian Muthspiel familiäre Klangarchäologie betrieben und sich mit jenen Sounds auseinander gesetzt, die ihre musikalische Sozialisation entscheidend mitprägten:

da findet sich allerlei wieder, was man mit einer musikalischen Kindheit in der Alpenrepublik verbindet: Kirchen-Choräle, Orff-Musik, volkstümliche Zwiefache und derlei mehr - die Muthspiels kommen aus einer musikalischen Familie. "Early Music" umfasst das Wichtigste von dem, was die beiden Buben an Musik früh mit auf den Weg bekamen. Wer nun schaudernd einen Rückblick in den schulischen Musikunterricht erwartet, unterschätzt jedoch das Potenzial der Brüder. Alles, was sie auf "Early Music" anfassen, wird durch "late music" gefiltert, durch die Erfahrung, die sie inzwischen als Profiinstrumentalisten mitbringen. Da fließt viel Jazz mit ein, eine Prise Avantgarde und extrem viel Experimentierfreude. Als Beispiel mag "Tanzen und springen" herhalten, ein altes, aber heute noch populäres folkloristisches Kleinod. Das Thema, in aller Kürze von einem Kinderchor angedeutet, wird gleich von Wolfgang am Bass und Christian an der Posaune aufgenommen. Nach und nach wandeln sie es ab, erst rhythmisch, dann melodisch, bis daraus schließlich eine astreine modulare Jazzimprovisation geworden ist. Dabei bleibt es fast ausschließlich bei den beiden Instrumenten, nur ein wenig Drumeffekt kommt hinzu, später das Klavier als weiteres Soloinstrument. Das ist witzig, raffiniert, minimalistisch und immer wieder völlig unerwartet. Die Muthspiels schaffen es dabei, trotz teilweise maximaler Verfremdung selbst gute Kenner der Originalstücke nicht zu verschrecken. Denn eins noch ist stärker als ihr Spieltrieb: Der Respekt vor der Musik, die sie als Kinder beeinflusste.