Über mehr als 30 Jahre bildete das "Modern Jazz Quartet" ein eigenes Planetensystem im Universum des Jazz. Der Vibrafonist Milt Jackson, der Pianist John Lewis, der Bassist Percy Heath und der Schlagzeuger Connie Kay nutzten ihre höchst eigenständigen Individualstile, um das Quartett zu einer der originellsten Gruppen des Jazz werden zu lassen. Die Reibung gerade zwischen dem Stil Jacksons - virtuos bluesig und von geradezu sängerischer Qualität - und dem von Lewis - karg und kompositorisch - füllte die Band mit Leben. Ein Leben, das unter Lewis' bisweilen arg prätentiösen Kompositionen manchmal zu versiegen drohte.

Diese vier CDs decken Anfang und Ende des MJQ ab, in der Mitte fehlt die Zeit, die sie vor allem beim Label Atlantic verbrachten: Von den ersten Einspielungen, als sich das Milt Jackson Quartett in das kollektiv organisierte Modern Jazz Quartet verwandelte, bis zum letzten "Topsy" von ihrem Abschiedstribut an Count Basie, hört man die Entwicklung der Band, vor allem aber ihre gleich bleibende Identität. Das MJQ schafft im Viererpack, wonach sich so viele der jungen Jazzer vergebens sehnen - einen eigenen, identifizierbaren Stil. Das liegt daran, dass alle Mitglieder erkennbare Stilisten waren, zugleich aber die Disziplin aufbrachten (nicht ganz reibungslos, wie man aus dem Plattentext erfährt), sich in die Erfordernisse einer Band einzufügen. Das klingt immer hinreißend, es ist auch heute noch spannend, und es lässt uns unschwer der Gruppe verzeihen, dass sie uns unsere Musiklehrer einst mit den Worten "Das ist fast so gut wie Klassik" nahe gelegt haben.