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Fast 100 Jahre lang, von 1890 bis 1987, wurden in Graz unter dem Namen Puch Fahrräder hergestellt. Rund 10 Millionen sind es gewesen, vom Hochrad und dem Styria Rover über das legendäre Silberrad, die S 50, S 60 und S 70 der Nachkriegszeit, die Bergmeister-, Jungmeister- und Clubman-Serie bis zu den Top-Rennmaschinen Royal Force und Mistral Ultima.
Die Autoren, die beide seit vielen Jahren zum Thema Fahrrad und Radfahren forschen, publizieren und Vorträge halten, haben für dieses Buch viel Archivarbeit geleistet, Original-Dokumente zusammengetragen, Experten befragt und Zeitzeugen aufgestöbert - mit unterschiedlichen Zugängen, aber sich ergänzend haben sie eine umfassende Monografie verfasst, die sowohl die technische Entwicklung im Detail nachvollzieht, aber auch soziale, kulturelle und mobilitätsgeschichtliche Hintergründe berücksichtigt. Immer stärker ins Spiel gekommen ist das Design - was einige erstmals im Buch veröffentlichte spektakuläre Entwürfe dokumentieren. Um die Arbeit dem internationalen Publikum besser zugänglich zu machen, gibt es die wichtigsten Kapitel und die Bildtexte in englischer Übersetzung.
Das Fahrrad, immer als siamesischer Zwilling des Mopeds betrachtet, wurde gemeinsam mit diesem 1987 verkauft. Das "Ausphasen des Zweirades" ist bis heute mythenumrankt - auch hier soll das Buch helfen, die Hintergründe zu erhellen und der Frage nachzugehen, ob das Schicksal, welches die Marke Puch mit vielen großen Namen der europäischen Fahrrad- und Zweiradindustrie teilte, tatsächlich unabwendbar war. Dazwischen gibt es viel zu berichten, von den Anfängen in einem Glashaus im Grazer Volksgarten über den Dürkopp-Streit und Puchs Neubeginn, vom frühen Tod des Altmeisters über den Lizenzvertrag mit den ungarischen Csepel-Werken bis zu den Erfolgen der "Fab Four" in den 1950er-Jahren sowie den Amateur- und Profi-Rennställen der 1970er- und 1980er-Jahre. Auch ein Blick auf die Arbeitswelt und das besondere soziale Klima, das die ¿Puch-Familie" lange auszeichnete, wird gewährt.
Die Geschichte des Puchrades ist mit der Schließung des Zweiradwerkes nicht zu Ende. Sie wird weitererzählt, und zwar nicht nur in Museen. Puchrad-Fans und Interessierte finden in Modell- und Rahmennummernlisten praktische Handreichungen, reichliches Fotomaterial und drei vollständig faksimilierte Kataloge bieten einen Querschnitt durch das Programm und führen durch Technik, Ingenieursgeist und Formensprache einer hundertjährigen Produktgeschichte.
"Fahrradgeschichte ist ein kaum entdeckter Kontinent, und das Puch-Buch das richtige Mittel, um die weißen Flächen von dessen Landkarte allmählich verschwinden zu lassen", schreibt der Fahrradhistoriker Hans-Erhard Lessing im Vorwort treffend.