Michael Tilson Thomas ist ein Ives-Experte; seine 1970 erschienene Aufnahme war ein Debüt mit Three Places in New England und ist bei der Deutschen Grammophon noch immer erhältlich. Hier überarbeitet er dieses Werk, indem er einen Chor einfügt, der das Gedicht singt, auf dem der letzte Satz "The Housatonic at Stockbridge" aufbaut; ungewöhnlich, nicht so wirkungsvoll wie die Orchesterfassung, aber dennoch faszinierend. Tilson Thomas zitiert Ives' Wunsch an die Interpreten, seine Musik kreativ zu gestalten, und diese Platte rechtfertigt seine künstlerischen Freiheiten, da er die frappante Musik von Ives noch unberechenbarer macht. Die Beiträge des Chors sind ebenfalls sehr schön, aber der Bariton Thomas Hampson stiehlt hier die Show mit sieben Liedern, die seine Zuneigung zu den unterschiedlichen Stilen und zu der gesamten Palette der Musik dieses Komponisten demonstriert, angefangen von Cowboysongs bis hin zu bewegenden Elegien. Die Art, wie Hampson ein Brooklyn-"Coytin" (bei "Curtain") am Ende des ersten Liedes von "Memories" schmettert, lohnt schon den Kaufpreis. Dies hier ist eine Aufnahme, die unterhaltsam ist, die einen aber auch bewegt. Sie entstand bei Konzerten des San Francisco Orchestra, und wir haben das Privileg, das Erlebnis dieses Publikums mitzuerleben. Ein Muss für alle Freunde der Musik von Ives und für alle Neugierigen.