Kaum eine CD von Anne-Sophie Mutter ohne stilkritische Randbemerkungen. Anders in ihrer neuesten Produktion, dem Violinkonzert von André Previn, das der musikalische Allrounder ganz im familiären Einverständnis seiner Gattin buchstäblich in die Finger komponiert hat. Faszinierend die virtuose Kantabilität in den höchsten Geigenlagen. Dabei wird auf geradezu halsbrecherische Weise auf dem Instrument gesprungen: aus höchsten Regionen bis tief hinab in den Keller der Töne. Mit ihrem weit tragenden, modulationsreichen Ton überzieht die Geigerin die Kantilenen mit schönem Espressivo und geizt nicht mit subtilen Schattierungen in den Piani. Weich und sanft fließen die Linien, werden die melodischen Fäden gesponnen. Dabei schöpft Previns musikalische Ästhetik aus verschiedenen Quellen, aus der Tradition spätromantischer Violinkonzerte von Korngold, Barber, Britten wie aus filmmusikalischen Inspirationen - eine gut verdauliche, publikumsfreundliche Mischung, so raffiniert zusammengemixt, dass die Solostimme die Salto-Mortale-Figuren souverän ausspielen kann. Previns üppig instrumentierte, vital rhythmisierte Musik verschmäht auch nicht Hollywood nahen Glamour. Turbulent geht es im dritten Satz zu, wenn Previn Kindheitserlebnisse in Deutschland musikalisch verarbeitet und zugleich dem Wunsch der Gattin nach einem deutschen Kinderlied in Variationen Rechnung trägt.

Der virtuose Schlagabtausch garantiert Spaß beim Hören, nicht zuletzt durch das perfekt abgestimmte Zusammenspiel mit dem London Symphony Orchestra und André Previn am Pult. Schließlich turnt Anne-Sophie Mutter lustvoll am Trapez geigerischer Akrobatik in Leonard Bernsteins Serenade.