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Die zehnjährige Laure läuft am liebsten herum wie ein Junge: mit kurzen Haaren und weiten Klamotten. In den Sommerferien zieht sie mit ihrer Familie um und nutzt die Gelegenheit, neu und unbekannt zu sein. Als das Nachbarsmädchen Lisa sie nach ihrem Namen fragt, sagt Laure: Michaël. Ab sofort halten die Nachbarskinder sie für einen Jungen, und "Michaël" spielt mit ihnen Fußball, rauft sich und gefällt Lisa so gut, dass sie ihn küsst. Laure ist glücklich. Doch das Spiel mit der Identität stellt Laure vor immer größere Herausforderungen. Nicht nur wissen die anderen Kinder nicht, dass sie ein Mädchen ist. Auch weiß ihre Familie nichts von "Michaël".
"Von der kurzen Phase, in der junge Menschen ¿ noch bevor sie in die Pubertät geraten ¿ unbeschwert mit Geschlechterrollen spielen, erzählt Sciamma und setzt damit die in ihrem Erstling 'Water Lilies ¿ Der Liebe auf der Spur' begonnene Auseinandersetzung mit des Menschen Suche nach seiner sexuellen Identität fort. Dies gelingt ihr wunderbar, vor allem weil sie die Geschichte im Ungefähren belässt: schwebend, einfühlsam und zärtlich. Sie lässt sich zwar ganz auf die Neugier ihrer Protagonistin und deren stille Nöte ein, lässt ihr wunderbarerweise für die weitere Entwicklung zugleich jedoch alle Möglichkeiten offen. Das macht den Film, der sich wohltuend unaufgeregt, farbenfroh und leichtfüßig ins weite Feld zwischen René Clements 'Verbotene Spiele', Alain Berliners 'Mein Leben in Rosarot' und Lucía Puenzos 'XXY' einschreibt, absolut sehenswert." (Irene Genhart, auf: filmdienst.de)
"Die große Qualität von 'Tomboy' ist, dass der Film Laure in ihrer Art porträtiert, aber nicht erklärt und dadurch in eine Schublade steckt. Ob Laures Verhalten darauf hindeutet, dass sie homo- oder transsexuell ist oder ob es nur eine Phase des Probierens ist, spielt keine Rolle. Man erlebt einfach ein Mädchen, das glücklich ist, sich wie ein Junge zu verhalten, das aber auch ein enges und durchaus inniges Verhältnis zur kleinen sehr mädchenhaften Schwester hat. Auch Laures Eltern haben keine Erwartungen, dass Laure sich mädchenhafter geben müsste, bis Laure die Grenze zur Lüge überschreitet. Dies ist dann ein Schreck für die Eltern und zeigt, dass Laures Freiheit dort endet, wo die Gesellschaft darauf reagiert. Ein sehr sehenswerter, die Gedanken anregender Film mit großartigen Kinderdarstellern und wunderbaren Bildern im Sommerlicht." (Kino Film Welt)