Früher waren die Kapverdischen Inseln allenfalls Insidern der Touristikbranche und Globetrottern als Urlaubsziel ein Begriff. Alle anderen wussten wohl kaum etwas von den fünfzehn Eilanden im Atlantik, vor der Westküste Afrikas gelegen. Das änderte sich erst mit dem Auftreten von Cesaria Evora. Die stets barfüßige Sängerin sorgte dafür, dass die Inselgruppe vulkanischen Ursprungs nicht länger ein weißer Fleck auf der Landkarte blieb. Ihre Erfolge rückten das arme Enwicklungsland in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit.

Mit Teofilo Chantre stellt sich nun ein weiterer hervorragender Musiker aus der ehemaligen portugiesischen Kolonie im deutschsprachigen Raum vor. Auf dem zauberhaften Album Rodatempo spielt er neben Bossa Nova und angejazzten Titeln vor allem die typischen Stile der Kapverden. Er und seine Mitstreiter musizieren an Akustikgitarre, Geigen, Piano und dem viersaitigen Ukulele-Ableger Cavaquinho die nationale Liedform Morna, die in anrührenden Molltönen die "Sodade", d.h. die unheilbare Sehnsucht und Melancholie der kapverdischen Bevölkerung schildert. Und sie haben auch den Tanzstil Calodeira im Programm, der einem mit seinem leichten und flotten Rhythmus sofort in die Beine fährt.

Die poetischen Texte sind voller Heimweh nach der República do Cabo Verde. Chantre singt in "Cruz De Jom D'Ebra" von den landschaftlichen Schönheiten, der friedlichen Natur und den Erinnerungen an die Spiele der Kindheit. Der Musiker vergisst aber auch die weniger schönen Seiten nicht. So kündet "Sina De Mamae-Terra" vom harten Überlebenskampf der Bauern, die oft gegen die Dürre ankämpfen müssen und dem ausgetrockneten Boden nur mit Mühe eine Ernte abringen können. Diese herrliche Platte malt ein realistisches Bild, das einem geschönte Tourismusprospekte niemals vermitteln könnten.