Dreifaches Hornsignal, wuchtige Akkordschläge der Berliner Philharmoniker, und dann meißelt der 31-jährige Russe Arcadi Volodos gewaltige Akkordschichten in die Landschaft, dass es einem eiskalt den Rücken herunter läuft. Als Hyper-Virtuose sehen ihn manche, als manuelle Jahrhundertbegabung in direkter Nachfolge von Vladimir Horowitz. Verständlich, dass er die Zuhörer zu Begeisterungsstürmen hinreißt, wenn er sich durch die Maximal-Schwierigkeiten der Romantik mit virtuos aufgezäumten Arrangements (Danse macabre-Paraphrase) spielt.

Tschaikowskys b-Moll Klavierreißer findet seinen Tastenakrobaten, der freilich mit diabolischen Zauberformeln hier sparsam umgeht. Wie herrlich spontan und mit welch umwerfendem Drive spielt er seinen Tschaikowsky. Gewiss ist da ein High-Tech-Virtuose am Werk. Doch Volodos steuert ohne rattenfängerische Extratouren aus der nur virtuosen Glitzer- und Feuerwerksebene in Richtung eines klassisch-romantischen Werks. Verminderte Sept-Akkorde in aufwärts jagenden Skalen nach dem zweiten Thema des ersten Satzes machen staunen. Was für ein Furor, wenn die Oktavläufe der Kadenz-Einleitung durchstürmt werden. Abgefeimt gelingt die Abtönung der Prestissimo-Episoden im Mittelteil des langsamen Satzes. Die turbulenten Ausbrüche wie das con fuoco des schnell vorangetriebenen Finalsatzes stehen unter dem Diktat eines straffen Rhythmus.