Public Enemy, David Sylvian, Björk und viele andere haben schon Songs ins Internet gestellt. Jetzt läßt sich der vom "Thin White Duke" zum Börsengänger gereifte David Bowie 1999 in Platteninfos als Hauptinitiator dieser Idee feiern und stellt als erster Majoract eine komplette CD ins Netz. Dabei hat er soviel Technik-Hype eigentlich gar nicht nötig, wie die zehn neuen song- und gitarrenorientierten Kompositionen auf "Hours" beweisen, die ihn nach seinen letzten Drum & Bass-Ausflügen auf "Earthling" oder dem Titelsong für den Soundtrack zu "Lost Highway" erneut als reifen und sich sehnsüchtigen Schwüren hingebenden Songschreiber auszeichnen. David Bowie 1999 knüpft mit "I¿m Dreaming My Life" und "Thursday¿s Child" an seine besten Zeiten an: schwere somnabule Melancholie de luxe und den gnadenlos pochenden Zeittakt vor 2000 ignorierend. Er wagt es auch, der klickwütigen Generation der Monitor-Mumien den Titel "I¿m Dreaming My Life" in Überlänge von über sieben Minuten vorzusetzen. Bowies insgesamt 23. (!) Studioalbum, das er zusammen mit Reeves Gabrels auf den Bermudas schrieb und aufnahm, erinnert nicht selten an die "Ziggy Stardust"- oder "Hunky Dory"-Phase. Da kann ein Songtitel fast als Rückblick in Trauer gewertet werden: "The Pretty Things Are Going To Hell" - vielleicht auch, weil Bowie weiß, dass die heiligen Werte der Rockmusik eh verraten und verkauft sind. Seine getragene Musik, sein sardonisch flehender Gesang und die in Tristesse verharrenden Bilder seines neuen Videoclips illustrieren Bowies über Jahre und Trends erhabene Vision, die in dem Song "Survive" kulminiert.