Den New Yorker Trompeter Frank London muss man nicht danach fragen, ob seine Musik noch Klezmer ist, wie es etwa der konservative Kollege Joel Rubin gerne mit äußerster Korrektheit macht. London hat mit den Klezmatics und zahllosen anderen Formationen das Revival des jiddischen Musiktüftelns in den USA begleitet, die Fledderei der Vorfahren ebenso akzeptiert wie parodiert und stets einen großen Bogen um die Anatevkas und Feidmans geschlagen, die beim deutschen Publikum so gut ankommen. Außerdem hatte er sich lange mit Zigeunermusik befasst, ohne sich als Klezmer-Nummer kategorisieren zu lassen.

Mit seinen famosen Klezmer Brass Allstars fabulierte er als Di Shikere Kapelye eine beschickerte Version der ewigen Geschichte jüdischer Musiker, die in Polen bereits Ideen neu verwerteten, als der Holocaust noch in weiter Ferne lauerte. Um das Maß voll zu machen, trifft sich Londons Blechkapelle nun für ein paar Tracks mit einer puristischen Band vom Balkan, dem Boban Markovic Orkestar und dem Kairoer Ensemble Hasaballa Brass Band via Overdub. Der Blues des Balkan und die Raffinesse der überaus Rhythmus gescheiten Leute aus Londons Kapelle finden grandiose Töne, die in einer Zugabe zu den 16 Nummern des Albums auch mit Samples und Breakbeats in die Clubszene drängen. Das allerdings eher etwas schlapp. Doch das nimmt dem fulminanten Opus nichts: Es ist ja nur eine Zugabe. Lauschen Sie lieber, wie Londons Freaks auch Töne südlich des Weißwurstäquators in ihren Katechismus des subversiven Blasens integrieren. Toll.