Stärker konnte der Kontrast wohl kaum sein. Gerade noch stand Dona Rosa auf den Straßen Lissabons und sang für einen kleinen Obolus der Vorbeikommenden ihre Fado-Lieder, im nächsten Augenblick war sie ein international gefeierter Star, füllte allerorten riesige Hallen.

Als André Heller sie entdeckte, folgten schon bald das grandiose Debüt "Historias Da Rua", TV-Auftritte, Zeitungsschlagzeilen und Konzerte in sämtlichen Metropolen Europas.

Den plötzlichen Starruhm und dessen Schattenseiten zu verkraften, war laut eigener Aussage gar nicht so leicht, doch mittlerweile hat Dona Rosa den Wandel anscheinend gut überstanden. Auf ihrem wunderbaren zweiten Longplayer verarbeitet die blinde Portugiesin die inzwischen gesammelten Erfahrungen und ist mit sich selbst ganz offensichtlich im Reinen. Sie hat ihren Weg im Musikgeschäft gefunden und strahlt in traditionellen Melodien ihrer Heimat eine neue Selbstsicherheit aus.

Begleitet von Akustikgitarre, Bass, Piano, Akkordeon und Perkussion stimmt Dona Rosa herzzerreißende Lieder an. Dabei lässt sie immer wieder Echos an eigene Erlebnisse einfließen. Wenn die Vokalistin unverfälscht den "Blues der iberischen Halbinsel" singt, wenn sie die tiefe Traurigkeit des Fado und dessen Glauben an ein unabänderliches Schicksal wiedergibt, dann zeigt das, dass sie sich bei aller Berühmtheit die Authentizität bewahrt hat und die Seele ihrer Landsleute immer noch wie keine andere versteht. Und weil ihre Songs über Liebe und Tod, Stolz und Würde in der Niederlage trotz der portugiesischen Texte eine universelle Sprache sprechen, wird auch dieses Album wieder ein globaler Mega-Erfolg werden, keine Frage. "Segredos" ist zum Niederknien schön.