Wer an Schlaflosigkeit leidet, sollte die Goldberg-Variationen hören. Doch halt - es wäre ein Fehler, aufgrund dieser Formulierung zu denken, die Goldberg-Variationen würden den Hörer diese Klavier-Werkes ermüden. Dies ist ganz sicher nicht der Fall.

 

Unbestritten jedoch ist, dass Johann Sebastian Bach von Graf Keyseling 1742 gebeten wurde, ihm eine Musik zu komponieren, die der gräfische Hauspianist Goldberg zum Zwecke der Regeneration der gräflichen Psyche in schlaflosen Nächten spielen könne. Aus dieser Bitte resultierten die Goldberg-Variationen, die von einer so überragenden musikalischen Qualität sind, dass als vergleichbare Variationen-Komposition einzig die Diabelli-Variationen von Ludwig van Beethoven anzusehen sind.

 

Die Goldberg-Variationen sind höchste Kompositionskunst und verlangen dem Pianisten alles ab. Die Variationen sind von einer solchen musikalischen Komplexität, die einem mehr oder weniger versierten Hörer den Verstand rauben könnten - tut sie aber nicht. Bach hat, trotz dieses hohen musikalischen Niveaus, ein Werk geschaffen, welches durchaus für das Seelenheil eines kränklichen, über Schlaflosigkeit klagenden Grafen, sorgen kann.

Joachim Kaiser: "Schönstes, heiterstes und tiefsinnigstes Variationswerk der Barockzeit. Unerschöpflich einfallsreich, sprühend virtuos, zärtlich und auch derb, demonstriert der "alte" Bach 1742 in dieser geheimnisreichen, melodiösen "Aria mit Veränderungen", dass er mehr konnte als je ein Komponist vor ihm oder nach ihm."