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«Die Mappe meines Urgroßvaters» ist Stifters persönlichstes und reifstes Werk. Es zeigt seinen willensstarken Glauben an die Freiheit moralischer Wahl und an den Menschen als Gestalter eines erfüllten Lebens.
Man darf in Stifters «Mappe meines Urgroßvaters» sein «Lebensbuch» sehen - ein Werk, das ihn fast sein ganzes Leben begleitet. Hier erreichte Stifters Stil eine höchste Sublimierung, eine «Einfachheit der Antike» wie im «Nachsommer», aber ohne auf romantische Elemente zu verzichten.
Zuerst novellistisch geplant und in einzelnen Stücken 1841 und 1842 veröffentlicht, in einer zweiten Fassung in den «Studien» publiziert, wuchs «Die Mappe meines Urgroßvaters» mehr und mehr an, bis sie noch wenige Wochen vor dem Tod des Dichters eine letzte, unvollendete Fassung erhielt. Er erzählt in den acht Geschichten seiner «Mappe» vom Leben des Landarztes Augustin, eines Mannes von einfacher Herkunft und edler Gesinnung, und verknüpft diesen Bericht kühn mit der Geschichte eines gräflichen Geschlechts leidenschaftlicher Männer, das erst mit dem letzten Nachkommen zur Ruhe, zum Dienst an den Mitmenschen und zu neuer Verwurzelung in der einstigen Heimat gelangt.
Die eigentliche Handlung dieser Erzählung ist für Stifter jedoch weniger wichtig als die Art, in der die Protagonisten ihr Schicksal meistern. Es geht ihm darum, in diesem Werk «die Einfachheit, Größe und Güte der menschlichen Seele in lauter gewöhnlichen Begebenheiten und Verhältnissen» zu schildern.