Nach einigen etwas holprigen Versuchen einer Verschmelzung von Pop und Jazz, gelingt Dianne Reeves mit Bridges eine wunderbare, organische Synthese der beiden Genres, die alle Voraussetzungen für einen kommerziellen Durchbruch erfüllt: Schwung, innovativen Geist und Eingängigkeit. Im Laufe einer Reihe von Folk-Jazz-Stücken in der Mitte der CD -- von der lebhaften Coverversion von Leonhard Cohens "Suzanne" (angetrieben vom Sopransaxophonisten Kenny Garrett mit seinen an menschliche Schreie erinnernden Tönen) bis "Olokum" (einer Komposition des Pianisten und Arrangeurs Billy Childs) -- blüht Reeves Talent voll auf.Darunter sind Stücke wie die sich zart entfaltende Ballade "Goodbye" (ein wunderbares Stück, das zum Popklassiker prädestiniert ist), eine glänzende Cover-Version von Milton Nascimentos "Bridges" (mit Akustikgitarrenbegleitung à la Nascimento) und die wahrscheinlich beste Version aller Zeiten von Joni Mitchells "River". Danach bietet das aufsässige Back-Porch-Bluesstück "Mista" mit seinem fließenden Zusammenspiel eine willkommene Abwechslung im Tempo. Weniger gelungen sind die etwas steife Cover-Version von Peter Gabriels "In Your Eyes" und Reeves dümmlicher Text in "Testify", der den rhythmischen Groove des schlichten und lebhaften, afrikanisch angehauchten Gospels verdirbt. Aber abgesehen von diesen zu vernachlässigenden Makeln gibt es über die Qualität dieses gediegenen Albums nichts zu meckern. Dafür sorgen auch Sidemen wie der bereits erwähnte Garrett, Mulgrew Miller am Piano und Reginald Veal am Bass.