"Never change a winning team", so dachte sich wohl Saxofonist Joe Lovano, als er dieselbe Truppe wieder zusammenrief, mit der er das Erfolgsalbum "I'm All For You" im letzten Jahr einspielte. Und recht hatte er damit: "Joyous Encounter" muss nicht nur eine erfreuliche Begegnung gewesen sein, es war auch das Zusammentreffen von vier Jazzmusikern auf höchstem Spielniveau, die selbst alle Ensembles leiten und sich für diesen Anlass ganz in den Dienst der gemeinsamen Sache stellten. Pianist Hank Jones gehört mit seinen bald 87 Jahren zu den wenigen Zeitzeugen der Bebop-Ära, Bassist George Mraz ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in New Yorker Jazz-Kreisen und dass der Schlagzeuger Paul Motian einst im berühmten Bill Evans Trio mitwirkte, sagt schon alles über seine einzigartige Stellung unter den heutigen Perkussionisten.

Wie diese vier nun aufeinander eingehen, wie sie kommunizieren, sich Luft lassen und Anregungen aufgreifen, wie sie ihre eigenständigen Melodieführungen und rhythmischen Spielereien zu einem dichten, harmonischen Gesamtklang vereinen, kann niemanden unberührt lassen. So eindringlich und feinfühlig wie Joe Lovano gestalten nur ganz wenige Saxofonisten ihre Themenvariationen. Differenzierte Spannungen bestimmen den Verlauf der Stücke, die bis auf zwei Eigenkompositionen vom Primus inter pares aus dem Great American Songbook entnommen sind. Da weiten sich Themen zu offenen Soundscapes, verzweigen sich Bläser- und Klavierlinien in erratischen Klangreden. Brüchige Melodieführung, bissige Unisono-Linien von Saxofon und Piano und überlappende Rhythmen schaffen eine latente Zwitteratmosphäre aus Wildheit und Disziplin.