In seinem Debüt "Verhalten" stellt Thomas Raab ein Ereignis an den Ausgangspunkt, das die österreichische Öffentlichkeit vor einiger Zeit tief erschütterte: Die Ehefrau eines Psychiaters springt, nachdem sie ihre beiden Kinder aus dem 4. Stock geworfen hatte, selbst hinterher und überlebt. Mit dem Verzicht auf fachbezogene Recherche wird eine Familientragödie fingiert und zum Verhaltensmodell einer urbanen Lebenswirklichleit gesteigert. Der anonyme charakter der Figuren macht sie dabei zu Platzhaltern eines beobachtbaren Vorgangs menschlichen Verhaltens. Die gesellschaftlichen Strukturen, kulturellen Prozesse und alltäglichen Lebensläufe werden in einer distanzierten Sprache beschrieben, die sich in ihrer vorgeblichen Nüchternheit zu einem bissigen Humor steigert.