Beschreibung ein-/ausblenden
Éva, Léna, Jonas: Großmutter, Mutter und Sohn, gleichzeitig Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das Schicksal einer jüdischen Familie, erzählt über drei Generation von 1945 bis heute, unterteilt in drei Teile, die eng miteinander verwoben sind: In einer
verlassenen Gaskammer wird ein kleines Mädchen gefunden, das auf wundersame Weise
überlebt hat. Jahrzehnte später in Budapest wird Éva, schon etwas dement, von ihrer Tochter Léna nach Geburtsurkunden und Ausweispapieren gefragt ¿ doch alle offiziellen Dokumente, die sie besitzt, sind gefälscht, um ihre jüdische Herkunft zu verbergen. Évas Enkel Jonás ist mit seiner Mutter nach Berlin gezogen und weiß nicht mehr, wer oder was er ist ¿ nur das weiß er: dass er sich als Jude in der Schule ausgeschlossen fühlte.
Rund 15 Minuten dauert die ungeschnittene Eröffnungssequenz. Sie zeigt die Reinigung einer Gaskammer nach der Befreiung von Auschwitz, eine Szene, die auf einem Roman von Imre Kertész basiert, in dem der Schriftsteller beschreibt, wie das polnische Rote Kreuz in Konzentrationslagern mehrere Kinder fand, die wie durch ein Wunder überlebt hatten. Der ungarische Filmemacher Kornél Mundruczó stellt damit im übertragenen Sinne eine Geburt an den Anfang: ein Hoffnungsfunke, der sich durch die drei Episoden des filmischen Triptychons zieht,
"Die Suche nach Identität ist 'Evolution' schon durch seine Form eingeschrieben, der erzählerische Bogen zieht sich über 70 Jahre. Auch wenn nicht alle drei Teile komplett in einem Take aufgenommen wurden, sondern es versteckte Schnitte gibt, wirken sie wie einzelne, kunstvoll choreografierte Plansequenzen. Es ist eine ambitionierte, zwischen Kunstfertigkeit und Verkünstelung changierende Reflexion über erlebte und vererbte Traumata und Erinnerung, die Mundruczó und Wéber im Sinn haben und die in weiten Teilen auch funktioniert. (...) Für einen Film, der sich aus der Hölle hocharbeitet, braucht es vielleicht dieses optimistische Bild einer zwar nicht sorgenfreien, aber doch "normaleren" Kindheit und Jugend. Einer Jugend, wie sie sich auch Léna gewünscht hat: "Ich will keine Überlebende sein, ich will leben." (Jens Balkenborg, in: ZEIT online)