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Heldentum und kein Ende, sollte man meinen. Wieder eine Band, die aus der Provinz - diesmal Bautzen - in die Charts gelangt, die jung, gut aussehend, ehrlich, mitsingbar und doch irgendwie rockend daherkommt. Dass direkt eine große Firma aufspringt, um auf der momentanen Welle junger deutschsprachiger Bands mitzureiten, könnte mal wieder Märchenstoff sein und der Bandname Silbermond deutet ja schon Märchenhaftes an.
Da kann man natürlich nicht umhin, den direkten Vergleich zu Wir sind Helden anzuzetteln: Stefanie Kloß kann sicher in Sachen Präsenz und Stimme mit Frau Holofernes mithalten, ihre Texte können es nicht, und direkte Kopieversuche wie "A Stückl heile Welt", die sich aus Werbetextzitaten zusammensetzen, lassen einen die rote Reklamations-Karte ziehen. Besinnen sie sich aber auf eigene Stärken, die jedwede Anbiederung an Wir sind Helden, Mia oder Virginia Jetzt! vermeiden, dann ist Silbermond eine tolle Band, die sich mit radiotauglichen Refrains und satt rockenden Riffs eine glänzende Debüt-Medaille an die T-Shirts heften darf.
"Verschwende deine Zeit", "Du und ich", "An dich" oder "Nicht verdient" sind die Titel dieser Sorte, die einen Konsens zwischen öffentlich-rechtlichem Radio und anerkennendem Nicken der Musiker-Polizei bieten können. Der Rauswerfer "Immer am Limit" tritt gar mächtig in die Region unter dem Rücken, und von den drei Balladen drückt keine allzu sehr auf die Augenbewässerungsdrüse, um den Kitschalarm auszulösen.
Dem bösartigen Zyniker ist das alles fast schon zu clever und genau in den Zeitgeist eingepasst. Dem Fan ist das wahrscheinlich egal, denn er kann endlich mal wieder die Band von nebenan gut finden, die nicht aus den Fernsehen entsprang, deren Texte er versteht, und die er beinahe selbst gegründet hätte. Vielleicht wird er das nach Verschwende deine Zeit auch tatsächlich tun, und dafür sei Silbermond gedankt.