Jordi Savall, Monterrat Figuras und Hespèrion XXI leisteten vor mehr als zwei Jahrzehnten Pionierarbeit bei der Wiederentdeckung des frühen spanischen Repertoires, als sie klassische Aufnahmen wie Music From Christian and Jewish Spain herausbrachten. Ihr Experiment erntet ungeheure Erfolge mit dem CD-Doppel-Set "Diáspora Sefardí". Dies ist Musik der Sefardim, der spanischen Juden, die seit 1492 im Exil lebten. Aber die Bandbreite des Repertoires erstreckt sich zusätzlich über spätere Musik von jenen, die sich in so fernen Regionen niederließen wie Rhodos, Sofia und Sarajevo. Die erste Platte ist ein Programm von Romanzen, die Montserrat Figueras mit zutiefst empfundener Leidenschaft zwischen herzzerreißender Elegie und glühender Erotik ansiedelt.

 

Verglichen mit der kühlen Perfektion der Version des Florata-Ensembles Magnificentia Iberica, "El Rey de Fancia", kommt hier eine urwüchsige Leidenschaft zum Ausdruck, die den Hörer in ihren Bann zieht, während das Epos "Nani, Nani" von Verrat handelt und mit monumentaler Erzählweise intensive Emotionen hervorruft. Überall ist das Spiel großartig, aber zwangsläufig kommen die Musiker erst auf der zweiten CD so richtig zum Zuge, da hier eine Reihe von Instrumentalstücken und Improvisationen auf dem Programm stehen, zu denen auch das lang anhaltende Entzücken von "Axerico" gehört.

 

Hier sind 130 Minuten mit unglaublich faszinierender, ursprünglicher Musik mit einem Potenzial, das weit über den Interessentenkreis für alte Musik hinausgeht und enormen Erfolg bei den Anhängern von Folk, World-Music, Jazz und vielleicht sogar Rockmusik haben könnte. Ganz einfach gesagt: was für eine großartige Aufnahme!