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Mit seinem Fluchtbericht von Temesvar, Rumänien, nach Graz im Dezember 1989 liefert Milan Radin - damals erst 15 Jahre alt - eine bewegende und aufrüttelnde Momentaufnahme einer Zeit, die von Deportationen, Beschlagnahmungen, Zwangsarbeit, Nahrungsknappheit, willkürlicher Unterdrückung, Kälte und allgemeiner Düsternis gekennzeichnet war. Eine Lebensgeschichte zum Nachdenken: über sich, die Mitmenschen und das weitere Umfeld.
Am linken Arm trug er die Nummer LFI 2162. Sie waren Zahlen. Sie waren Niemand. Bald würde der Sozialismus überholt werden und sie würden in der kommunistischen Epoche leben, geleitet von ihrem Führer, Generalsekretär Nicolae Ceau¿escu. Es war eine trostlose, eine graue Welt. Dann, plötzlich, 1951, marschierte die Armee ins beschauliche rumänische Dorf. Milan Radins Vater wurde mit der gesamten siebenköpfigen Familie enteignet, in Wagons verladen und deportiert, nach B¿r¿gan, das rumänische Sibirien. Ein, zwei, drei Fluchtversuche folgten, mit Kalaschnikows an der Grenze gestellt und im Gefängnis eingelagert, bis Milan Radin als Jugendlicher tagelang von Temesvar nach Graz wanderte, wandelte, im Winter, durch Schnee, mal zu Fuß, mal im Kofferraum versteckt - durch ein zerrüttetes Jugoslawien. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das war seiner.
Die Erzählung Milan Radins ist eine Gegenüberstellung zweier Welten, die zum Nachdenken anregt; über den Materialismus, über In- und Ausland, über den Sinn des Lebens. Der Autor öffnet den Leser*innen Augen und Ohren für ihre Mitmenschen und ermutigt, vielleicht eine andere Sprache zu lernen und in andere Welten einzutauchen. Und er fordert nicht zuzulassen, dass sich diese Geschichte wiederholt.