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Eine Flugzeugexplosion in großer Höhe überleben nur die zwei indischstämmigen
Schauspieler Gibril Farishta und Saladin Chamcha. Nach dem freien Fall
ihrer >>Wiedergeburt<< gehen merkwürdige Veränderungen an ihnen vor. Während
Chamcha, der immer ein perfekter Engländer sein wollte, alle körperlichen
Eigenschaften des Teufels entwickelt und sich so inmitten der apokalyptischen
Exzesse des modernen, rassistischen Molochs London verbirgt, verwandelt
Farishta sich entsprechend dem Wortsinn seines Namens in den Phänotyp eines
Engels. Er wird als der Erzengel Gabriel willenloses Werkzeug der Menschen,
denen er sich >>offenbart<<; nicht nur im gegenwärtigen London, sondern
auch in der Gründungsphase des Islams als Offenbarer des Korans oder in
einem indischen muslimischen Dorf, das von einer Charismatikerin namens
Aischa zu einem Pilgerzug nach Mekka animiert wird, der mitten durchs Arabische
Meer gehen soll. Der Titel Die Satanischen Verse bezieht sich auf die im
zweiten Kapitel nacherzählte Episode, wonach dem Propheten Mahound (Mohammed)
bei einer Gelegenheit nicht, wie üblich, der Erzengel Gabriel (Gibril)
Offenbarungen Allahs eingab, sondern der Satan ihn überlistete. Diese Verse,
bei denen es um einen Kompromiss des neuen islamischen Monotheismus mit
der polytheistischen Umwelt im Wallfahrtsort Mekka ging, wurden später
(infolge einer neuen Offenbarung) durch Mohammed aus der Überlieferung
des Koran (vgl. 53. Sure, Vers 19ff.) ausgelöscht; so berichtet auch eine
alte islamische Tradition. - Die Auseinandersetzung zwischen unbedingter
Kompromisslosigkeit und pragmatischem Taktieren beim Konflikt kultureller
Optionen ist eine der Leitfragen des Buchs von Rushdie.