Kinn aufstützen, Augenbrauen anheben und den Blick ins Leere schweifen lassen: 45 Minuten lang Joey Baron und seinem Quartett zuhören und überrascht sein. Der Jazz-Schlagzeuger mit dem Hang zum Experimentellen zeigt sich auf Down Home von seiner sentimentalen Seite. Vergessen sind John Zorn, Wayne Horwitz und Philip Glass, Avantgarde-Künstler, mit denen Baron gearbeitet hat. Auch die Modern-Jazz-Ecke ist kaum vertreten, nur Bill Frisells offene Akkorde an der Gitarre und seine sperrigen Intervalle hinterlassen einen Touch verträumten Zeitgeists.

Joey Baron geht es hier im Grunde um die Roots, um den Blick auf die Ursprünge, ein Ansatz, der sich Ende der 90er übrigens allgemeiner Beliebtheit erfreut. Die Kompositionen, allesamt von Baron, basieren auf traditionellen Jazz- und Funk-Rock-Grooves, über denen sich jedoch so manch überraschend modernes Thema erhebt: eine undefinierbare Mischung aus alt und neu. Was sich unweigerlich mitteilt ist das Gefühl von vollkommener Entspanntheit -- Baron und seine Mitspieler sind an Coolness und Lockerheit kaum zu überbieten. In größter Seelenruhe schlendern sie von A nach B, die Tempi sind entsprechend gemächlich bis mittelschnell und alles steht zum Besten für den unausweichlichen Blues, der alles dominiert. Joey Baron, der alles mitgemacht hat von Dizzy Gillespie und Chet Baker über David Bowie, Laurie Anderson und John Scofield, hat sich dieses romantische Statement verdient. Down Home ist der Spiegel seiner persönlichen Besinnlichkeit, und da darf man ruhig mal genauer hinhören.