Auf seinem Trip durch ferne Länder und exotische Eilande hat der Technik-Experte der Slidegitarre nun auch La Réunion angesteuert. Bob Brozman machte sich einen Namen als kauziger Kenner alter Blechgitarren, schrieb Bücher darüber, entwickelte neue Instrumente und spielte haufenweise Alben ein, die vor Virtuosität nur so strotzten und dabei die Reduktion aufs Gefühl vermissen ließen. Das änderte sich, als er mit alten Musikern aus Hawaii kooperierte. Seitdem befindet er sich auf einem neuen, holprigen und mitunter guten Weg. Nach gelungenen Zusammentreffen mit Musikern aus Okinawa, Afrika und Martinique hat er sich nun mit René Lacaille zusammengetan, einem Akkordeonspieler, Sänger und dank Brozmans Vermittlung auch Charango-Spieler, der die traditionellen Stile von La Réunion beherrscht und neu mischt: Maloya, leicht bluesig, und Sega, eher der Pariser Musette-Konfektion zuzuordnen.

 

Mithilfe von zwei Perkussionisten gelingt den beiden Gegnern der Schubladenklischees ein wunderbares Album. Traditionelle Lieder, vertrackte Instrumentals, eine imaginäre Reise mit dem Impressionisten Debussy und Songs mit kreolischem Flair aus dem Herzen von Lacaille bringen Südsee, Blues à la Skip James, luftiges Charango-Geschrammel im 6/8-Takt zusammen, zu dem natürlich auch andalusisches Geklatsche passt, mit anderen Worten: Crossover pur. Nichts für Puristen also, aber ein Vergnügen für Soundsucher, die sich vor Beats aus der Sample-Ecke graulen. Folklore für Avantgardisten mit näheren Informationen im Textheft zur CD.