Wie schön, dass große Musik die Welt bewegt. George Gershwins Oper "Porgy & Bess" gehört zu den bedeutendsten Werken des letzten Jahrhunderts und hat immer wieder Künstler zu verschiedenartigsten Interpretationen inspiriert. Zu den wichtigsten nicht notengetreuen Beispielen gehören die Bearbeitungen von Louis Armstrong und Miles Davis - ihnen (seinen musikalischen Vorbildern) zu Ehren hat der Italiener Paolo Fresu sich nun ebenfalls der Gershwin-Herausforderung gestellt. In einer internationalen Sechsmann-Besetzung bringt der Trompeter Teile des bombastischen Bühnenwerks in eine kammermusikalische Form, auf der Basis von Swing und melodischem Jazz irgendwo zwischen Tradition und Moderne. Charakteristisch wird die Arbeit vor allem durch die Teilnahme von Gitarrist Nguyen Le und, wenn auch leider nur bei wenigen Stücken, von Lautenist und Sänger Dhafer Youssef. Auch Paolo Fresu spielt brillant - die meisten Themen werden (zumindest teilweise) der Trompete und Fresus ausdrucksstarker Phrasierung anvertraut: ganz nah, ganz differenziert, mit zauberhaftem Charme.

Die Arrangements der hochkarätigen Vorlagen sind geschmackvoll und originell, wenn auch nicht umwerfend. Was muss man leisten, um Gershwin gerecht zu werden? Den gleichen Aufwand betreiben wie er? Mindestens genauso exklusiv harmonisieren? Oder genügt es, den Gestus zu treffen und der Musik - mit gebührendem Respekt - den eigenen Geist zu schenken? Paolo Fresu entschied sich für Letzteres und hat unter diesem Gesichtspunkt eine wunderbare Aufnahme geschaffen: intim und kraftvoll, elegant, aufregend, und nebenbei makellos produziert.