Eine Frau braucht Geld und ein eigenes Zimmer, wenn sie Literatur schreiben soll, hat Virginia Woolf gefordert. Doch wenn man mit Simone Frieling Schriftstellerinnen auf kalte Dachböden und in rußige Küchen folgt, in denen sie zwischen Essen und Abwasch, zwischen Windeln und Kindergeschrei geschrieben haben, stellt man erstaunt fest, dass hier Weltliteratur entstanden ist, dass hier Frauen geschrieben haben gegen alle Widrigkeiten der Welt: gegen Krankheit, Armut, Krieg, mit knurrendem Magen und Angst. Simone Frieling hat Romane, Briefe und Gedichte gelesen, in denen große Schriftstellerinnen nicht nur über die äußeren Umstände ihrer Arbeit, sondern auch über die Bedingungen ihrer Kreativität nachdachten, wie auch über ihre Konflikte zwischen Arbeit und Familie, Einsamkeit und Geselligkeit.
Die Umstände, unter denen Frauen schrieben, waren zum Glück nicht immer unerträglich/schwierig, wenn man an Gertrude Steins Salon mit den kostbaren Gemälden im Herzen von Paris denkt, an Virginia Woolfs Landhaus in Sussex oder an Elisabeth Langgässers Damenzimmer mit Blick auf den Grunewald in Berlin. Ob in komfortablen Arbeitszimmern oder ungeheizten Hütten, ob privilegiert oder benachteiligt, immer haben die Frauen geschrieben mit der Gewissheit, schreiben zu müssen.