Obwohl Alfred Schnittke seine Reue-Psalme für den Konzertsaal komponierte, sind ihre Ursprünge zweifellos religiös, denn sie beschäftigen sich mit tiefer Empfindung und einem sehr persönlichen Glaubensbekenntnis. Elf der zwölf Psalme, deren Texte von einer Sammlung alter russischer Manuskripte aus dem 16. Jahrhundert stammen, reflektieren die melodische und rhythmische Modulation der russischen liturgischen Kirchengesänge, besitzen aber wenig bis keine musikalische Ähnlichkeiten mit den alten Formen. Tatsächlich ist die Musik wunderbar und eklektisch-polystilistisch, um einen Ausdruck zu gebrauchen, der üblicherweise mit Schnittkes Kompositionen in Verbindung gebracht wird. Dank seiner meisterhaften, nahtlosen Verwebung des Alten mit dem Neuen projiziert seine Musik eine eindeutige Ursprünglichkeit -- von dickgewebigen traditionellen Harmonien zu Tonclustern, von chromatischen zu ganztönigen Passagen. Die Psalme stellen einen Gewaltakt für jeden Chor dar. Hier kann Tönu Kaljustes Rundfunkchor Stockholm beweisen, dass er tatsächlich einer der besten zeitgenössischen Musikensembles ist. Bemerkenswerte Höhepunkte stellen der schöne, nicht von dieser Welt zu scheinende sechste Psalm und abschließende Psalm Nr. 12 dar -- ein ätherisches, wortloses Gebet, ein Meisterstück der Choralkomposition wie des Choralgesangs. Bezeichnenderweise gestand Schnittke in einem Interview, dass er seine Aufgabe als Komponist nicht darin sehe, "sich Musik auszudenken oder zu kreieren, sondern zu hören". Nach dem Genuss seiner Musik ist man verwundert und bewegt von den bemerkenswerten Klängen, die er gehört haben muss.