Es gibt selten Opernaufnahmen, welche die Stimmung des Theaters auffangen können. Die spontan wirkenden Ereignisse auf der Bühne, die Psychologie der Agierenden und ihre aus dem Moment herausspringende Aktion verblassen auf dem Tonträger, und das auch bei den ganz großen Interpreten. Anders bei diesem Falstaff. Man hört es in den Stimmen, wie sie sich gegenseitig ergänzen, wie sie spielerisch Gefühle ausdrücken und Gestalt annehmen, man hört es im warmen, plastischen Klang der Berliner Philharmoniker. Im großen Saal der Berliner Philharmonie ist etwas Magisches passiert und etwas sehr Kostbares. Es wurde Theater gemacht und es wurde wahrhaftig musiziert! Claudio Abbado beschrieb in seinem Text für diese Aufnahme die innovativen musikalischen und dramaturgischen Elemente im Falstaff als eine "humorvolle Revolution". Abbados Dirigat beleuchtet das Werk neu und schafft so etwas wie eine humorvolle Revolution in der Diskografie des Falstaff. Abbado führt die Sänger mit gekonnter Hand, lässt ihnen Freiräume in den Cantilenen, leitet sie sanft, aber kompromisslos zum kammermusikalischen Zusammenspiel in den Ensembles. Der Dialog zwischen Solisten und Orchester ist ausgewogen und durchdacht. Abbado nützt die Berliner nicht bloß als Begleitungsinstrument, sondern als einen zusätzlichen Charakter, dessen kommentierender, farbenreicher Beitrag zur Handlung unentbehrlich wirkt. Ich empfehle Ihnen diese Aufnahme wärmstens: Sie gehört ins Regal eines jeden Opernliebhabers!