Jawoll! Nun bringt er endlich seine ganze Herrlichkeit auf einen eigenen Tonträger. Kenny Garretts neues Quartettalbum ist direkt im Anschluss an eine Tournee entstanden. Es klingt wie eine Live-Aufnahme, obwohl es eine Studioproduktion ist, und es zeigt den fantastischen Jazzmusiker so, wie man ihn von den Konzerten kennt: hochkonzentriert, ausladend und ekstatisch. Sein Ton auf Alt- und Sopransaxofon ist hinreißend, sein Spiel von schier unbegreiflicher Wendigkeit und Brillanz, der Geist, in dem er sich versenkt und die Aura, die aus diesem Geist erblüht erinnern an den großen John Coltrane.

Warum es so lange gedauert hat, ist unklar: die letzten Alben waren eher kommerzieller Natur, oder sagen wir einfach etwas seicht. Man fürchtete schon, Garretts Kompositionstalent würde dem seiner überragenden solistischen Fähigkeiten nachstehen. "Standard Of Language" zeigt jedoch, wo der New Yorker zu Hause ist: im urbanen Hard Bop, im treibenden Modern Jazz, da schreibt er Bewegendes. Neben seiner Arbeit mit Art Blakey und Miles Davis und bei all seinen eigenen vielfältigen Projekten ist eines klar: Kenny Garrett ist der Mann mit dem Waffenschein für Straight Ahead Jazz -- wo viele Kollegen nachahmend in alten Zeiten wühlen und ihr Publikum zum Gähnen bringen, lässt Garrett die Musik erbeben als hätte er sie eben selbst erfunden. Und seine Band folgt auf dem Fuße: Bassist Charnett Moffet und Schlagzeuger Chris Dave swingen sich um Kopf und Kragen, Vernell Brown am Klavier leistet Haarsträubendes am Tempolimit. Kenny, darauf haben wir gewartet!