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Bahnwärter Thiel

Belletristik

Standort:

Verfasser:
Hauptmann, Gerhart

Verfasser Angabe:
Gerhart Hauptmann

Schlagwörter:

Jahr:
2006

Umfang:
S. 43 - 98

Inhalt:
Bahnwärter Thiel ist ein frommer und gewissenhafter Mann, der seit 10 Jahren zuverlässig seinen Dienst erfüllt. Ein Jahr nach dem Tod seiner geliebten Frau Minna heiratet er aus Vernunftgründen eine stämmige Magd namens Lene. Zusammen bekommen sie ein zweites Kind, wegen dessen Thiels erster Sohn Tobias von Lene vernachlässigt wird. Thiel, den eine tiefe Verehrung an seine verstorbene Frau Minna bindet, wird mehr und mehr abhängig von seiner zweiten Frau, die das neue Oberhaupt der Familie ist. Ihre Misshandlungen an Tobias werden zwar von Thiel entdeckt, wegen seiner sexuellen Abhängigkeit von Lene allerdings unternimmt er nichts, um seinen Sohn zu schützen. Dennoch: Der ansonsten fürsorgliche Vater verbringt viel Zeit mit Tobias und kümmert sich liebevoll um ihn.Ein Schnellzug ist gemeldet, braust heran, gibt aber plötzlich Notsignale und bremst. Thiel ist bestürzt und rennt zur Unglücksstelle. Tobias wurde vom Zug erfasst. Zwar noch atmend, aber mit gebrochenen Gliedern wird der Junge auf eine Trage gelegt und zur nächsten Station gebracht. Wie betäubt geht Thiel zurück an seine Arbeit, er hat wieder Visionen, stolpert die Gleise entlang und redet mit seiner unsichtbaren Frau, verspricht ihr, sich zu rächen. Schreiend meldet sich der zurückgebliebene Säugling. Thiel beginnt ihn in rasender Wut zu würgen, aber die Signalglocke reißt ihn aus seinem Wahnsinn. Ein Zug, der Arbeiter transportiert, bringt den toten Tobias zurück, dahinter folgt die völlig verheulte Lene. Thiel bricht bewusstlos zusammen, wird nach Hause getragen und in sein Bett gelegt. Lene sorgt sich aufopferungsvoll um ihren Gatten. Beunruhigt, aber erschöpft, schläft auch sie ein. Am nächsten Morgen findet man die Frau erschlagen und den Säugling mit durchschnittener Kehle. Thiel wird später an der Stelle auf den Gleisen sitzend gefunden, wo sein Sohn überfahren wurde. Nach vergeblichem Zureden gelingt es erst mehreren Männern, Thiel, der die ganze Zeit über die Mütze seines verstorbenen Sohnes streichelt, gewaltsam von den Gleisen zu entfernen. Er wird zunächst in ein Untersuchungsgefängnis nach Berlin und noch am gleichen Tag schließlich in die Irrenabteilung der Charité eingeliefert.



Übergeordnetes Gesamtwerk:
Bahnwärter Thiel und andere frühe Meistererzählungen / 2006